LSB baut sein langjähriges Engagement als Partner der Berliner Schulen aus
Sport entspricht nicht nur dem natürlichen Bewegungsdrang von Kindern und Jugendlichen. Sport fördert auch ihre kognitiven Fähigkeiten. Deshalb muss Bewegung und Sport in der Ganztagsschule eine tragende Rolle spielen. Der Landessportbund wird mit seiner Kita-Trägergesellschaft „Kinder in Bewegung“ gGmbH (KiB) selbst als Träger im Ganztag aktiv werden und damit sein langjähriges Engagement als Partner der Berliner Schulen weiter ausbauen. Was konkret geplant ist, erläutert Jana Germer, Pädagogische Koordinatorin bei der KiB.
Frau Germer, welche Expertise kann die KiB in die Ganztagsschulen einbringen?
Unser Ziel ist es, unsere Haltung von einem aktiven Lebensstil in den Ganztag von Schule zu bringen. Bewegung bestimmt unser pädagogisches Handeln – dabei verstehen wir Bewegung ganzheitlich, also nicht nur körperlich, sondern auch im übertragenen Sinne: Kinder geistig, sozial und kreativ in Bewegung zu bringen. In unseren Schwerpunktbereichen BeSS (Bewegung, Spiel und Sport), Gesundheitsförderung sowie Sprach- und Lesekompetenzförderung setzen wir dieses Verständnis konsequent um.
Hier greifen wir auf eine hohe Expertise zurück und unterstützen unser Personal durch Fachberatungen und Fortbildungen. So gelingt es uns, Bildung und Entwicklung im Ganztag effizient, ganzheitlich und bewegungsorientiert zu gestalten.
Natürlich geht es uns auch darum, die positiven Effekte regelmäßiger Bewegung für die Schule zu nutzen. Deshalb bieten wir eine große Bandbreite: von Bewegungspausen mit Bewegungsboxen, über angeleitete Sport- und Bewegungsangebote durch unser pädagogisches Personal, bis hin zu Kooperationen mit Sportvereinen. So holen wir den Freizeitsport in die Schulen und schaffen Begegnungen zwischen Kindern und Vereinen.
Darüber hinaus denken wir Bewegung auch in anderen Bildungsbereichen mit – etwa durch eine bewegungsfreundliche Didaktik in Angeboten wie beispielsweise Kunst, Musik oder Theater u.a. Wichtig ist uns dabei immer, dass alle Angebote partizipativ und integrativ gestaltet sind.
Wie soll das umgesetzt werden?
Wir haben unsere Haltung und unsere Werte und sind zugleich so flexibel, sie an das jeweilige Schulprofil anzupassen. Dafür werden wir mit unserer Expertise konkrete Umsetzungsmodule für den Ganztag entwickeln – von der Frühbetreuung über die Bewegte Pause bis zur Nachmittagsgestaltung. Die Schulen haben die Möglichkeit zu sagen: Das wollen wir oder das passt eher nicht zu uns.
Sind die Angebote für die Kinder verpflichtend oder frei wählbar?
Sowohl als auch. Unsere Angebote sind in den Tagesablauf eingebettet, aber die konkrete Ausgestaltung ist vom Schulprofil abhängig. So könnte z. B. nach dem Unterricht zunächst eine gemeinsame Bewegungspause stattfinden, bevor im Anschluss eine Lernzeit vorgesehen ist. Danach könnten Freizeitangebote in Form von Arbeitsgemeinschaften stattfinden. Unser Konzept hält viele Module bereit, die in Abstimmung mit der Schule im Ganztag angeordnet werden können.
Natürlich liegt bei uns der Fokus auf Bewegung und Sport. Aber wir werden auch viele andere Angebote, wie z.B. Musik- und Kunstangebote, machen. Auch dabei spielt Bewegung eine Rolle. Man muss nicht im Sitzen malen, das geht auch im Stehen. Im KiB-Imagevideo liegt ein Kind auf einer Schaukel und malt. Und schon ist Bewegung im Spiel. Genau das ist unser ganzheitliche Ansatz von Bewegung.
Wie kann die KiB Kooperationspartner im Ganztag werden?
Es geht darum, Schulleitungen zunächst einmal Alternativen für die Ganztagsgestaltung aufzuzeigen. Letztendlich müssen wir dann mit unserem Konzept in der Schulkonferenz, also neben der Schulleitung auch Eltern und Kinder überzeugen.
Es gibt inzwischen viele freie Träger im Ganztagsbereich. Die KiB möchte sich mit ihrem bewegungsorientierten Profil durchsetzen. Das kann sie auch, weil sie die Expertise und Türöffner hat – mit dem Landessportbund, den Sportvereinen und der Gesellschaft für Sport und Jugendsozialarbeit, die schon den Ganztag an vielen Schulen mitgestalten.
Was ist das Ziel?
Unser Ziel ist es, ein verlässlicher Kooperationspartner für Schulen auf Augenhöhe zu sein und das Schulleben durch unsere fachliche und pädagogische Expertise mitzugestalten. Wir möchten durch unser Konzept einen aktiven Lebensstil in die Schulen bringen und das jeweils bestehende Schulprofil bereichern und ergänzen. Gleichzeitig soll die KiB als moderner Bildungsträger durch eine zweite Säule im eFöB-Bereich erweitert werden. Beide Bereiche – Kita und Ganztag – agieren zwar eigenständig, können sich jedoch inhaltlich sinnvoll ergänzen. So profitieren beide voneinander und tragen dazu bei, dass die KiB in beiden Säulen gleichermaßen stark und zukunftsorientiert aufgestellt ist.
Wie akquiriert die KiB das Personal dafür?
Als etablierter Bildungsträger ist die KiB ein attraktiver Arbeitgeber, der neue pädagogische Fachkräfte gewinnt und anzieht. Darüber hinaus liegt ein besonderes Augenmerk darauf, in kooperativer Zusammenarbeit Trainerinnen und Trainer sowie Übungsleiterinnen und Übungsleiter aus den Sportvereinen für die Umsetzung von Bewegungs- und Sportangeboten zu gewinnen. Auch interessierte KiB-Mitarbeitende aus den Kitas können – wenn es passt – mitarbeiten. Hier möchten wir aber natürlich eine Konkurrenzsituation vermeiden. Großes Entwicklungspotenzial sehen wir zudem in der Ausbildung: Unsere Auszubildenden im Kita-Bereich können ihre Pflichtpraktika im Ganztagsbereich absolvieren – und umgekehrt haben Auszubildende aus dem eFöB-Bereich die Möglichkeit, in unseren Kitas Praxiserfahrungen zu sammeln. So entsteht ein vielseitiger Ausbildungskreislauf, der beide Bereiche nach unserem pädagogischen Konzept stärkt.
Was ist das Motiv der KiB für das Engagement im Ganztag?
Wir erweitern mit unserem Engagement im Ganztag unseren pädagogischen Auftrag: Wir bringen Sport und Bewegung in den Schulalltag, fördern die Gesundheit und Fitness der Kinder und stärken sie zugleich für die emotionalen und psychischen Herausforderungen des Lernens und des schulischen Miteinanders. Darüber hinaus schaffen wir kurze Wege zu Sportvereinen und ermöglichen so eine nachhaltige Verbindung zwischen Schule und Verein. Aus meiner langjährigen Erfahrung als Schulleiterin weiß ich: Die vielfältigen Herausforderungen des Schulalltags können nur gemeinsam mit starken, verlässlichen Kooperationspartnern und einer klugen Aufgabenteilung bewältigt werden. Genau hier möchten wir als KiB unseren Beitrag leisten.
Foto: (v.l.) KiB-Geschäftsführer Bernd Wille, Jana Germer, Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch. Bernd Wille überreichte ihr beim Besuch der KiB das Maskottchen der Kitagesellschaft, ein Känguru.
Das Interview führte der Landessportbund Berlin.